Buchschließe

Die Marktkirchen-Bibliothek gehörte ursprünglich einem wohlhabenden Mann aus Halberstadt. Andreas Gronewalt war gleichzeitig Kleriker und Notar und ein leidenschaftlicher Büchersammler.

Der durch Gutenberg erfundene Buchdruck hatte dazu geführt, dass immer neue Schriften erschienen und auf den Marktplätzen angeboten wurden.
In Gronewalts Zeit waren das oft Schriften von Befürwortern und Gegnern der Reformation. Gronewalt sammelte beide und trug dann häufig am Seitenrand handschriftlich ein, was er über das Gelesene dachte.

So kann man in seinen Büchern nachverfolgen, wie er langsam aus einem Gegner der Reformation zu einem heimlichen Befürworter wurde. Offen durfte sich in Halberstadt, wo Gronewalt lebte, niemand zur Reformation bekennen.
Denn entsprechende Bemühungen waren schon 1523 niedergeschlagen worden. So wuchs in dem Notar, der unter anderem für einen der ärgsten Widersacher Luthers, Kardinal Albrecht, arbeitete, die Angst.

Wenn jemand seine Bücher läse, läge es offen zutage, wes Geistes Kind er war. So ließ er 1535 seine Bücher zu Eberhard Weidensee bringen. Der war 1523 wegen der Niederschlagung der reformatorischen Bestrebungen in Halberstadt von dort geflohen und amtierte inzwischen in Goslar als Superintendent.

Offenbar ließ der Rat der Stadt Goslar eigens für diese Bücher den Anbau an die Marktkirche errichten, der bis heute erhalten ist. Über eine Einweihungsfeier für die frisch eingetroffene Bibliothek wissen wir nichts.
Aber es muss doch ein großes Ereignis gewesen sein, denn die evangelisch gewordenen Pfarrer stifteten je einen Band mit Werken Augustins hinzu und ließen ihre Namen auf den metallenen Buchschließen eingravieren.

Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, besuchen Sie ab 2020 die Marktkirchen-Bibliothek im Kulturmarktplatz Goslar.